ensemble de profundis
pressestimmen
Pamina Magazin vom 9. Januar 2013
Vom Wert der Zeit und des Moments
Ensemble „De Profundis“ im Rahmen der Ettlinger Schlosskonzerte
... Von den Sängern kommt ein erstes, deutliches „Wachrütteln“: „Wie, schlaft ihr noch?“ intoniert der Niederländer Peter Kooij mit einer Haltung, die auch den Trägsten zum Aufbruch mahnt. Die geistlichen Lieder des Lüneburger Organisten Georg Böhm umfassen sämtliche Ereignisse im Lauf eines Kirchenjahrs; diese schlichten, eindringlichen Werke durchziehen das gesamte Programm. Peter Kooij und seine österreichische Kollegin Margot Oitzinger, eine Preisträgerin des Leipziger Bach-Wettbewerbs, brauchen nicht viele Worte, um zu wirken: Klarheit und Entschlossenheit auch hier. Oitzingers warmes Timbre, verbunden mit einem reinen Ton (der manchmal an einen goldgefärbten Sopran erinnert), dazu ihre Natürlichkeit in der Deklamation – das ist große barocke Gesangskunst.
In Telemanns Kantate „Halt ein mit deinem Wetterstrahle“ zeichnet sie die Schrecken nach, die vom „Mittler unseres Heils“ aufgehoben werden; in Bachs „Der Zeiten Herr hat viel vergnügte Stunden“ spielt sie ihre gesamte Leichtigkeit aus (feingliedrig an der Orgel: Lorenzo Feder).
Mögen Bachs Da-Capo-Arien auf manch einen Hörer bisweilen ermüdend wirken – bei Margot Oitzinger sehnt man das „Da Capo“ geradezu herbei, damit die gesamte Aussage nochmals von ihrem feinen, geradlinigen Gesang untermauert werde: Ein würdiger Aufbruch ins neue Jahr.
Christine Gehringer
Badische Neueste Nachrichten vom 8. Januar 2013
Alles hat seine Zeit
Ettlinger Schlosskonzert mit „De Profundis“
... Zu den kunstvollen Kantaten und Sonaten von Bach und Telemann hatten der niederländische Bass Peter Kooij und die Mezzosopranistin Margot Oitzinger schlichte geistliche Lieder von Georg Böhm (1661 bis 1733) ausgewählt, deren Strophen sie im Wechsel vortrugen. Begleitet wurden sie sehr zurückhaltend von Lorenzo Feder an der Orgel.
... François Fernandez gestaltete auf der Violine die Sonate g-Moll TWV 41:g1 von Telemann mit gesanglichem Ton, Bachs Sonate BWV 1021 in den langsamen Sätzen mit flexibler Phrasierung. Die schnellen Sätze wirkten ausgesprochen tänzerisch.
Bachs Kantate für Basssolo und Chor, „Der Friede sei mit dir“, endet eigentlich mit einem vierstimmigen Choral. Zwei der Stimmen waren auf Geige und Continuo verteilt. Ein Kompromiss, für den die wunderbare gesangliche Gestaltung von Margot Oitzinger und Peter Kooij entschädigte. Kooij klingt bei sensibler Textausdeutung trotz sonorer Tiefe unglaublich geschmeidig und verblüffend leicht.
Für den lang anhaltenden Applaus bedankten sich die beiden Künstler mit Zugaben.
Silke Blume
Volksstimme vom 4. April 2005
Seltene Kantaten vor frühlingshafter Kulisse
Von Liane Bornholdt
Magdeburg. Zu Beginn der 434. Telemann-Sonntagsmusik im Schinkelsaal des
Gesellschaftshauses erklangen vor der Kulisse des frühlingshaften
Parks Geigen. Daniel Deuter und Ursula Garnier (Violinen) begleitet von
Stefan Schulz am Violoncello und Anne-Catharine Bucher (Cembalo) vom
Barockensemble „De Profundis“ spielten zwei Sätze aus der
Deuxième récréation für zwei Geigen und Basso
continuo von Jean-Marie Leclair.
Der Zeitgenosse Telemanns hat außerordentlich virtuose und
anspruchsvolle Geigenwerke komponiert, die das ganze Können der
Violinisten verlangten. Beide spielten mit stilistischer Einfühlung,
aber nicht immer in ganz präzisem Zusammenspiel. Die erste Geige
(Daniel Deuter) klang mitunter etwas vordergründig.
Viel besser entfaltete sich das Zusammenspiel in der Begleitung der
Vokalwerke. Als Gesangssolist war Peter Kooij, Bass, der Gründer des
Ensembles „De Profundis“, zu erleben. Er sang drei Kantaten von
Telemann. Peter Kooij ist ein sehr genauer Sänger, der die
üppigen und eng auf den Text bezogenen Verzierungen in Telemanns
Kompositionen nicht nur technisch meisterhaft, sondern auch inhaltlich
genau durchdacht zu singen verstand.
"Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser" ist eine Kantate,
die auch mit ausführlichen Koloraturen geschmückt ist. Sie ist
besonders reizvoll durch die ausgezeichnet gespielte Violoncellobegleitung
der Arien. Besonders eindrucksvoll die Aria Nr. 4 "Wie der Baum, so
ist die Frucht", ein phantasievoll und drastisch ausgemaltes
Sündenbekenntnis.
Zum Abschluss erklang mit "Es füllen der Allmacht" TWV 1:702
eine Kantate, die Telemanns tonmalerische Meisterschaft ganz besonders
deutlich werden lässt. Peter Kooij ließ seine warme Bassstimme
erschrecklich donnern und wüten, bevor er den tief empfundenen
Trauergesang des zweiten Teils dieser Kantate anstimmte.
Zwischen diesen Kantaten waren noch zwei sehr interessante
Instrumentalwerke zu hören. Vermutlich als erste Wiederaufführung
nach 250 Jahren erklang Telemanns Sonate G-Dur für Violine,
Violoncello und Basso continuo TWV 42:G7, ein reizvolles kleines Werk, in
dem beide Soloinstrumente gleichberechtigt konzertieren. Es ist das einzige
bekannte Werk Telemanns für diese Besetzung. Besonders der Mittelsatz
ist sehr kunstvoll aufgebaut und bezauberte durch klanglichen
Reichtum.
Eine Entdeckung für die Liebhaber der Barockmusik ist gewiss auch
Johann Gottlieb Goldbergs Sonate a-Moll für zwei Violinen und Basso
continuo gewesen. Die vier kontrastreichen Sätze enden in einem sehr
temperamentvollen Allegro assai, das sowohl von den Sologeigen als auch von
den Continuospielern große Präzision erfordert, die hier auch zu
erleben war. Sie spielten hier klanglich ausgewogen und erhielten
herzlichen Beifall.
Die Rheinpfalz vom 11.01.2005
Strahlendes Gotteslob von mitreißender Schönheit
Großartige Aufführung des Weihnachtsoratoriums beim Kirchheimer Konzertwinter - Geistreich und aufmerksam musiziert
Das Publikum des Kirchheimer Konzertwinters ist mit Applaus nicht geizig.
Am Samstag aber bestand es geradezu darauf, die nach zwei Stunden
konzentrierten Musizierens zweifellos erschöpften Interpreten im
Chorraum der protestantischen Kirche festzuhalten, um ihnen lange und
nachhaltig Dank und Zustimmung zu zeigen.
Und das mit vollem Recht. Das noch junge Jahr wird es an der Unterhaardt
schwer haben, ein schöneres, klangprächtigeres, niveauvolleres
Konzert zu präsentieren. Das Vokalensemble "Sette Voci"
mit Gästen - insgesamt 13 Sänger und Sängerinnen, die im
Chor und wechselnd als Solisten vorzüglich sangen -, das
Barockensemble „De Profundis“ und das Trompetenensemble Guy
Ferber - zusammen 21 Instrumentalisten -; hatten die erste, dritte,
fünfte und sechste Kantate aus Johann Sebastian Bachs 1734/35 erstmals
aufgeführtem Weihnachtsoratorium fulminant gesungen, gestrichen,
gezupft und geblasen. Unter der Leitung von Peter Kooij fanden sich die
Interpreten zu einer homogenen Leistung seltener Güte zusammen. Das
war schon rein physisch eine enorme Leistung, immerhin wurde zwei Stunden
ohne Pause musiziert.
Die Besetzungsgröße deutet es an: Die Kirchheimer
Aufführung war weit vom breiten, sinfonischen Klang alter
Karl-Richter-Referenzaufnahmen entfernt. Das Instrumentarium war histoisch,
der Pauker ließ Lederschlegel aufs straff gespannte Trommelfell
prasseln, die Trompeten schmetterten schlank und strahlend, zu den
Rezitativen begleitete sanft die Laute - das ergibt automatisch einen
schlanken Klang, der ein rascheres, fließenderes Musizieren nahelegt
und plausibel macht. Auch das Verhältnis der Vokalsolisten zur
Klangmasse des kleinen Chores war überzeugend. Zumindest in einem
relativ kleinen Raum wie der Kirchheimer Kirche kann es kaum eine bessere
Darstellungsart geben. Dazu kommt die Artikulation des Singens,
gleichmäßig in Chor und den wechselnden Solisten: Allesamt
sangen sie in einer Weise, die nahe an der natürlichen Sprachmelodie
bleibt, belebten den Vortrag durch unterschiedliche Gestaltung der
einzelnen Taktzeiten, so dass eine immerwährende Bewegung auch in den
kleinsten musikalischen Einheiten den Vortrag belebte.
Jede Stimme wichtig
Was soll man hervorheben? Natürlich den berühmten
Eröffnungschor: "Jauchzet, frohlocket, auf preiset die Tage,
rühmet, was heute der Höchste getan". Volltönender,
dichter Wohlklang füllt die Kirche, Chor und Trompeten strahlen.
Frappierend ist dabei die große Transparenz, in der jede Stimme,
jedes Instrument wichtig wird. Deutlich greifen Trompeten, Holzbläser,
Streicher, Continuoorgel und Sänger musikalisch ineinander, werfen
einander die Bälle zu, die Proportionen stimmen. Dieses Jauchzen hat
nichts getragen Feierliches, es ist vielmehr gespannt, pulsiert,
drängt vorwärts, es verdeutlicht packend, dass Unerhörtes,
nämlich das Kommen Gottes in die Welt, angekündigt wird.
Dann das erste Rezitativ, der Evangelist berichtet rasch, die Laute
begleitet sanft. "Bereite dich, Zion": Wunderbar konzertieren
Oboe d´amore und Altus miteinander. "Großer Herr und
starker König": Herrlich federnd, rhythmisch drängend und
doch straff gebunden ist diese Bass-Arie, mit offener, klarer Stimme
vorgetragen. Blühend, klar und satt auch der Eingangschor der dritten
Kantate, schlicht und konzentriert die Choräle, wunderbar leicht und
differenziert die Stellen, in denen andere Stimmen in Choräle und
Rezitative hinein theologische Kommentare einschieben, etwa in "Wo ist
der neugeborene König der Jüden", wo das klare Singen des
Altus sich ins polyphone Chorgewebe flicht. Aufstörend, wenn auch nur
für einen Moment, die falschen, schrägen Töne, die die
Lügen des Herodes auch musikalisch entlarven.
Vieles verdiente, einzeln hervorgehoben zu werden. Nur einmal
verschlechterte sich die Streicher-Intonation während einer Kantate
so, dass es zu kleinen unschönen Reibungen kam, aber das ist der Preis
für die besondere Schönheit der Natursaiten.
Herrlich war dann der Schluss der sechsten Kantate mit langen, ganz
besonders lebendig vorgetragenen Tenorpartien und dem von Bach raffiniert
kombinierten Schlusschor, in dem über aller Schönheit die
entschiedene, klare Intensität der drei Trompeten leuchtete. Nein,
vier Weihnachtsoratoriumskantaten am Stück sind nicht eine zu viel -
jedenfalls nicht, wenn so konzentriert, geistreich, aufmerksam und
schön musiziert wird wie hier.
Wegen der großen Nachfrage im Vorverkauf gab es am Sonntagnachmittag
eine Wiederholung; der Reinerlös floss wohltätigen Zwecken
zu.
Roland Happersberger